Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

Ostermarsch: Redebeitrag Christian Muheim

 
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Berner Ostermarsch 2005 - Stoppt Gewalt gegen Frauen, Medienkonferenz 21.3.2005
Redebeitrag von Christian Muheim, Römisch-katholische Kirche Bern

Der Ostermarsch steht in Bern in einer langen Tradition: Bis in die 80er Jahre hinein gab es hier in Bern die Friedenswoche, ebenfalls bis in die 80er die Friedensnächte auf dem Gurten. Schon damals waren die Kirchen massgeblich an der Organisation und Durchführung dieser Anlässe beteiligt. Auch wenn die Friedensthematik in den 90er Jahren ein wenig aus dem öffentlichen Scheinwerferlicht wegrückte, ist sie doch - so muss man leider sagen - stets brandaktuell geblieben. Umso mehr freut es uns von der Trägerschaft des Ostermarsches, dass es gelungen ist, diese Tradition neu zu beleben und wir zum dritten Mal den Berner Ostermarsch durchführen können. Er ist - ganz nebenbei bemerkt - in der Zusammenarbeit der verschiedenen kirchlichen und nicht-kirchlichen Gruppierungen ein gelungenes Beispiel gelebter Ökumene.

Berner Ostermarsch: im Kontext kontinuierlicher und nachhaltiger Arbeit

Für mich als Vertreter der Kirchen in der Trägerschaft des Ostermarsches ist der Berner Ostermarsch nicht ein singuläres, einmaliges Ereignis. Vielmehr ist er eingebettet in eine kontinuierliche und konkrete Friedensarbeit kirchlicher Gruppen und Kirchen. 3 konkrete Bezüge möchte ich nennen:

  1. Der Berner Ostermarsch steht für uns in enger Verbindung zur diesjährigen Kampagne «Wir glauben: Gewalt hat nicht das letzte Wort» von «Fastenopfer», «Brot für alle» und «Partner sein». Diese Kampagne verbindet Projektarbeit in gewaltbetroffenen Ländern mit Bewusstseinsbildung in der Schweiz.
  2. Der Ökumenische Rat der Kirchen hat Frieden und Versöhnung zu Hauptthemen seiner Arbeit gemacht und für die Jahre 2001 bis 2010 eine «Dekade zur Überwindung von Gewalt» ausgerufen. Neben Bewusstseinsarbeit will die «Dekade» Netzwerke der Friedensarbeit stärken und weiterknüpfen.
  3. In diesem Kontext der «Dekade» steht auch die weltweite Kampagne zur Überwindung der Gewalt gegen Frauen und Kinder unter dem Motto «Auf den Flügeln einer Taube». Sie ermutigt Kirchen und Gruppen, jegliche Formen von Gewalt gegen Frauen und Kinder zu thematisieren und konkrete Massnahmen gegen diese zu ergreifen.

Mit dem Berner Ostermarsch wollen wir - so wie es auch die drei genannten Kampagnen tun - das Bewusstsein für Formen von Gewalt schärfen, Beispiele konkreter Friedensarbeit erzählen und Wege zur Überwindung von Gewalt aufzeigen.

Berner Ostermarsch: im Kontext der Osterbotschaft

Es dürfte Ihnen klar sein, dass für mich der Ostermarsch in enger Verbindung zur Osterbotschaft steht. Die Erinnerung an Jesus von Nazareth ist wesentlich Erinnerung an eine konkrete Praxis auf der Seite der Opfer von Herrschaft und Ausgrenzung. ChristIn-Sein, an Jesus Christus glauben heisst deshalb, sich in diese Praxis hinein zu stellen. Wie Kurt Marti sagt, ist «der Befreier [...] vom Tod auferstanden, ist schon auferstanden und ruft uns jetzt alle zur Auferstehung auf Erden, zum Aufstand gegen die Herren, die mit dem Tod uns regieren [...]».

Das gilt ganz besonders für das Thema des diesjährigen Berner Ostermarsches: Für den Kampf gegen Gewalt an Frauen, so sagt es die feministische Theologin Regula Strobel im Blick auf den Ostermarsch, «gibt es im Licht von Ostern keine Tabuzonen: weder die traute Familie noch der kirchliche Altarraum noch das intime Bordell mit exotischen Frauen noch das politische und wirtschaftliche Umfeld».

Genau für diesen Kampf steht der Berner Ostermarsch 2005.

© Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, 10.03.2006, Webdesign dbu